Auf nach Berlin! Ein Gastbeitrag von Julia Dircks

Ich bin Julia, wohne mit meiner Familie in Wöbs (Gemeinde Bosau am Plöner See) und habe mein Hobby zum Beruf ausgebaut. Unter dem Label KreativJule nähe ich mit Leidenschaft für andere oder zeigen ihnen wie es geht.

Letztes Wochenende habe ich etwas völlig anderes gemacht:

Auf dem Weg nach Berlin zur Weltrekordparade
Auf dem Weg nach Berlin zur Weltrekordparade

Es sollte nach Berlin gehen. Das Dorf Berlin ist von mir, nur einen Katzensprung entfernt, aber wir , mein Vater und ich- wollten in die Hauptstadt.
An einem sonnigen Freitag holte mich mein Vater von Janbecks*s FAIRhaus mit seinem Elektroauto ab. Wir wollten gemeinsam nach Berlin fahren , denn dort sollte ein neuer Weltrekord aufgestellt werden. Es sollten so viele elektrisch betriebene Fahrzeuge wie möglich an einer Parade teilnehmen um ins Guinessbuch der Rekorde zu kommen und den bisherigen Rekord aus Amerika zu brechen. Initiiert wurde das Ganze von Louis Palmer und seinem Team um Menschen den Spaß am elektrischen Fahren zu vermitteln.
Ich habe spontan zugesagt obwohl ich so gar nicht wusste, was auf mich zu kommt. Ganz ehrlich ich hatte von Elektroautos gar keine Ahnung. Bis jetzt wusste ich nur, dass sie mit Strom fahren, eine Steckdose brauchen, dass sie leise sind und dass meine Eltern eines besitzen.
Wenn ich normalerweise eine Strecke fahre, schaue ich mir den Weg vorher einmal an und fahre los. Den Weg nach Berlin hatte mein Vater rausgesucht und schnell wurde mir klar, so einfach ist es nicht: die Reichweite der Batterie ist nicht groß genug und zwischendrin muss getankt bzw., geladen werden. Das muss anhand der Ladestellen geplant werden. Die 380km von Wöbs nach Berlin wurden mit dem Renault Zoe meiner Eltern in vier Etappen gefahren.
Wir machten uns nach dem Mittagessen auf den Weg nach Mölln, um dort das erste Mal das Auto zu laden. Ich durfte fahren und hatte bis dahin noch nie am Lenkrad eines Elektroauto gesessen. Schnell habe ich mich an das Display gewöhnt, an die Stille, ohne Motorengeräusch ist es fast wie fliegen 😉 Ich schalte gerne und brauche den Fuß auf dem Gaspedal. Mit Tempomat und Automatikgetriebe fehlte mir da irgendetwas.
Für den Weg nach Mölln zu einem Autohaus brauchten wir eine Stunde, eine knappe Stunde hat das Laden gebraucht. Durch meinen Fahrstil haben wir nicht ganz soviel Leistung verbraucht, wie wir es vorher errechnet hatten. Weiter ging es von dort auf die Autobahn um in Parchim den nächsten Zwischenstopp einzulegen. Parchim liegt leider nicht gerade an der Autobahn und die „Saftbar“ (Ladestation) haben wir auch nicht sofort gefunden. Nach dem Dokumentieren der Fahrleistung, programmieren des Navis für das nächste Ziel, nutzten wir die restliche Zeit um eine Eisdiele zu suchen. Zeit für eine Pause und zum Gegend erkunden.
Von Parchim ging es nach Neuruppin wo wir in kleines Hotel mit eigener Elektrotankstelle einkehrten. Der Weg dorthin war für uns als Flachländer schon etwas bergig und am Anfang hatte ich schon Bedenken ob wir überhaupt ankommen würden. Diese waren aber unbegründet. Das Alte Casino- Hotel am See- liegt wunderschön und wir wurden dort sehr freundlich und zuvorkommend begrüßt.
Am nächsten Morgen ging es schon recht früh nach Berlin, die letzten 70 km lagen noch vor uns. Pünktlich um 9:00 Uhr waren wir am ehemaligen Fluggelände Tempelhof, und nicht die ersten.
Eigentlich suchten wir nur noch schnell eine Ladestation und schon standen wir zwischen Teslas ganz vorne.
Wir mussten noch warten und kamen so schnell mit diversen Leuten ins Gespräch. Die ersten Fachgespräche wurden geführt. Der „verrückte Norweger B.“ stand auf einmal neben uns. Ihn hatte mein Vater die ganze Zeit verfolgt so wie einige andere auch, dank der Glympse. (Eine App wo man sieht wer wohin fährt und wo man gerade steckt)

Endlich durften wir auf das Flugplatzgelände, für uns Teilnehmer standen zwei Hangar zur Verfügung. Durch den ersten sind wir durchgefahren um dann im zweiten in der ersten Reihe unser Auto abzustellen. Die Hallen waren riesig und es passten sehr, sehr viele Autos, Motorräder, Eigenbauten rein. Es gab lauter Vehicle, die ich noch nie zuvor gesehen hatte wie zum Beispiel elektrische Einräder ohne Sattel.

Einradfahren ohne Sattel aber elektrisch
Einradfahren ohne Sattel aber elektrisch

Unser Auto fiel durch die Werbung auf, so waren wir wieder schnell in Fachgespräche verwickelt: es ging um Reichweite, Saftbars (Tankstellen), Autokauf, Tipps und Tricks. Elektrofahrer sind freundlich, nett und zuvorkommend : Schnell saß ich in einem Tesla oder in einem Spaßmobil (Twizzy). Sie gaben mir das Gefühl ich gehöre dazu. Sie kamen aus der Schweiz, Österreich, Norwegen, Niederlande und aus ganz Deutschland.
Nach einem ausführlichen Briefing ging es mit allen Fahrzeugen auf die Rennstrecke. Die Formel E fand an dem Tag in Berlin statt und alle Elektrofahrzeuge durften einmal auf der Rennstrecke fahren. Wir hatten ein Zeitfenster von knapp 50 min, in dieser Zeit sollten alle Teilnehmer des Weltrekordes aus dem Hangar, über die Rennstrecke fahren und wieder zurück im Hangar parken. Stellt man sich leicht vor, keiner wusste bis zu dem Moment wie viele Fahrzeuge nach Berlin gekommen waren. Der letzte Weltrekord lag bei 507 Fahrzeuge, waren es mehr?
Irgendwann durften wir uns in die Schlange einreihen und über die Piste fahren. Vor uns, hinter und neben uns, überall nur Elektroautos. Einfach nur unbeschreiblich!

Warten in Tempelhof auf den Weltrekord
Warten in Tempelhof auf den Weltrekord

Im Hangar zurück, warteten wir gespannt auf das Ergebnis, haben wir es geschafft?!
Louis verkündetet es stolz, es gibt einen neuen Weltrekord, es waren 577 Fahrzeuge in einer Kette hintereinander. Nach vielen gegenseitigen Glückwünschen, Freude und lachen durften wir uns die Formel E anschauen. Diese Formel-E – Autos fuhren auch nur mit Elektromotoren.
Ein geräuschloses und geruchsarmes Wettrennen. Das Surren der Motoren klang wie eine Carrerabahn. Ein lautloses Rennen ohne Zwischentanken und Räder wechseln, hier mussten die Fahrer gleich das ganze Auto wechseln.
Irgendwann haben wir das Gelände verlassen und uns auf die Suche nach einer Tanksäule gemacht.
Diese Säulen sind nicht leicht zu finden, besonders dann nicht, wenn sie zu geparkt sind. Dank eines Tipps haben wir dann doch noch die extra für diesen Event aufgestellten Tanksäulen gefunden, an dem mein Vater sein eigene mobile Ladestation angebaut hatte.

An der zusätzlichen Ladesäule in Tempelhof
An der zusätzlichen Ladesäule in Tempelhof

Der schönste Tag neigt sich auch irgendwann dem Ende zu und so ging es zurück nach Neuruppin ins Hotel von wo wir am nächsten Tag den Rückweg nach Hause starteten. Wieder über Parchim, dieses Mal mussten wir länger Laden als auf dem Hinweg. Fahrstil, Fahrer und Strecke war alles gleich geblieben, nur die Temperaturen waren kälter geworden. Die Strecke von Parchim nach Hamburg ist mein Vater gefahren, weil uns das Navi gleich vorhersagte das wir nicht ankommen werden. Das war mir etwas zu unheimlich und er hatte das schon ein paar Male erlebt.
Mein Vater klemmte sich also gleich hinter einem Fernbus, von diesem wir unzählige gesehen haben, und fuhr die ganze Strecke im Windschatten. Ein Autofahren was nichts für mich ist. Ich muss schauen können, am liebsten weit und möglichst mit viel Abstand. Wir schafften es nach Hamburg und hatten noch ordentlich Reichweite im Gepäck. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war enorm.
Nach einem ganz schnellen Laden, netten Gespräch bei Dirk und kühlenden Getränken ging es nach Hause… und das schöne Wochenende endete.
Zurückgelassen mit vielen tollen Eindrücken, dem Gefühl ein Teil eines Weltrekordes zu sein, ausreichend Menschenmassen und Autos für die nächsten Jahre gesehen zu haben sitze ich wieder zu Hause in meinem kleinen Dorf. Meinen Kindern muß ich andauernd die Bilder und Videos im Internet von der Weltrekordparade zeigen und unser Sohnemann erzählt stolz im Kindergarten, das sein Opi ein Auto mit Strom aus der steckdose fährt. Auch wenn es anstrengend war, hat sich der Weg nach Berlin gelohnt.
Ich danke Euch, das ich dabei sein durfte.

2 Gedanken zu „Auf nach Berlin! Ein Gastbeitrag von Julia Dircks“

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